Neue Verbindung beeinflusst neurodegenerative Erkrankungen und stärkt die Nerven
Es gibt in der Natur zahlreiche Magnesium-Verbindungen, weil das Mineral wegen seiner Reaktionsfreudigkeit nicht in Reinform bestehen kann. Einige davon eignen sich als Nahrungsergänzung. Aber es gibt Unterschiede bei der Verwertbarkeit der herkömmlichen Mittel. Vor allem im Gehirn, wo Magnesium dringend gebraucht wird, kommen die meisten gar nicht an. Forscher haben jetzt eine Magnesium-Verbindungen entdeckt, die gerade dies kann: Magnesium L-Threonat. Es ist ein Magnesiumsalz der Threonsäure, einem Abbauprodukt von Vitamin C, und es kann nach den Erkenntnissen mehrerer Studien neurodegenerative Erkrankungen lindern und vorbeugen, die Gedächtnisleistung steigern und das Nervensystem stabilisieren.
Demenzerkrankungen nehmen zu
Demenz und Alzheimer zu haben, bedeutet nicht nur, dass man alles vergisst und seine Angehörigen nicht mehr erkennt, sie haben Begleiterscheinungen, die zum verfrühten Tod führen können. Schätzungen gehen davon aus, dass sie bei den Todesursachen einen der vorderen Plätze belegen. Weltweit sollen bis zu 30 Millionen betroffen sein und es werden immer mehr. Während man früher gerne gesagt hat, das liege daran, dass die Menschen immer älter werden, weiß man heute, dass auch ein Mangel an verschiedenen Substanzen und ein Zuviel an giftigen Stoffen diese Geißel der Menschheit befeuert. Bislang galten die neurodegenerativen Erkrankungen als nicht heilbar. Jetzt gibt es Hoffnung, sie zu vermeiden oder hinauszuzögern und den Zustand der Betroffenen zu verbessern.
Magnesiummangel schadet dem Gehirn
Bei der Suche nach den Ursachen für Demenz und Morbus Alzheimer wurden in der Vergangenheit mehrere Möglichkeiten genannt. Nach neuesten Erkenntnissen kann es auch ein Magnesiummangel sein. Denn bei Patienten mit Demenz wurde ein überdurchschnittlicher Mangel an diesem Mineral festgestellt. Immer mehr Mediziner empfehlen deshalb, dass Menschen über 60, unabhängig vom gesundheitlichen Zustand, Magnesium einnehmen sollen, damit sie geistig fit bleiben.
Der ältere Körper kann immer weniger Magnesium aus der Nahrung absorbieren, der Bedarf aber bleibt gleich. Davon ist vor allem das Gehirn betroffen. Bei einer vaskulären Demenz, einer Demenz die durch eine gestörte Blutversorgung im Gehirn, auftritt, kann Magnesium Fett- und Kalkablagerungen entgegenwirken und die Durchblutung verbessern, indem es die Gefäße weitet, was sich obendrein positiv auf den Blutdruck auswirkt. Zudem ist es an der Tätigkeit gehirnaktiver Hormone beteiligt und fördert die Freisetzung wichtiger Neurotransmitter für die Signalübertragung zwischen den Gehirnzellen.
Forscher entdecken L-Threonat
Dabei muss man aber beachten, dass sich für diesen positiven Effekte nicht alle Magnesiumverbindungen eignen. Auch nicht, wenn sie intravenös verabreicht werden. Der Grund ist, dass bei den meisten Mitteln zu wenig Magnesium da ankommt, wo es Gutes bewirken kann, was an der Blut-Hirn-Schranke liegt, die nicht alle Stoffe durchlässt. Forscher des Massachusetts Institute of Technology hatten den Auftrag, eine entsprechende Magnesiumverbindung zu finden und haben entdeckt, dass Magnesium-L-Threonat (MgT) dies kann.
Es ist nach ihren Angaben eine einzigartige Verbindung, die es ermöglicht, die Konzentration von Magnesium im Gehirn deutlich zu erhöhen, weil sie die Blut-Hirn-Schranke passiert. MgT ist somit hochabsorbierbar, optimiert die Tätigkeit der Synapsen, erhöht ihre Plastizität und unterstützt die Bildung von neuen Synapsen, die für die kognitiven Fähigkeiten gebraucht werden. L-Threonat hat in Studien auch die Lernfähigkeit, das Kurz- und Langzeitgedächtnis sowie das räumliche Gedächtnis verbessert und Ängste reduziert.
Steigert die Gedächtnisleistungen
Die ersten Studien wurden mit Ratten durchgeführt. Die älteren Tiere, die anfangs vergesslicher waren als die jüngeren, zeigten nach der Gabe von MgT eine Verbesserung ihres Gedächtnisses um 19 Prozent. Wurde die MgT-Supplementierung ausgesetzt, gingen die Leistungen zurück, stiegen aber nach einigen Tagen wieder an, wenn Magnesium L-Threonat erneut zugeführt wurde. Die Wissenschaftler stellten eine höhere Plastizität der Synapsen im Hippocampus fest, jener Gehirnregion, in der das Gedächtnis angesiedelt ist und die als Schaltstelle zwischen Kurz- und Langzeitgedächtnis gilt. Hier werden lebenslang neue Nervenzellen gebildet.
Die Forscher wollten wissen, wie sich MgT auf die Neurotransmitter auswirkt. Diese chemischen Botenstoffe sind für die Informationsübertragung zwischen Nervenzellen im Gehirn und dem gesamten Körper zuständig, beeinflussen Muskeln, Blutgefäße und die Hormonbildung, aber auch den mentalen Zustand, die Schmerzverarbeitung und den Schlaf. Sie fanden heraus, dass durch MgT ihre Aktivität erhöht und die Bildung neuer Transmitter gefördert wurde. Erste diesbezügliche Humanstudien waren ebenfalls vielversprechend. Sie ergaben, dass auch das Erlernen neuer Fähigkeiten und das Behalten von neuen Eindrücken besser möglich war.
Räumliches Erinnern verbessert
Bei den Tieren verbesserte sich nicht nur das Kurz- und das Langzeitgedächtnis, sondern auch das räumliche Erinnern im sogenannten Arbeitsgedächtnis. Sie fanden viel schneller die Wege in ihrer Umgebung, als ohne MgT. Bei den Versuchen schwammen die Tiere in einem Labyrinth mit einer Plattform. Diese wurde nach einiger Zeit entfernt, sodass sie nach ihrem vorherigen Standort suchen mussten. Jüngere fanden ihn schnell, Ältere hatten Schwierigkeiten. Nachdem sie rund drei Wochen lang Magnesium L-Threonat erhalten hatten, nahm die Leistung des Arbeitsgedächtnisses bei ihnen um rund 17 Prozent zu.
Auch wenn sich das nach wenig anhört, hat es doch einen Einfluss auf die Gehirnfunktionen. Aber nicht nur die alten, auch die jungen Tiere profitierten von MgT, bei ihnen verbesserten sich ebenfalls das Gedächtnis und die Erinnerungsfähigkeit. Gleiche Versuche mit anderen im Handel erhältlichen Magnesiumverbindungen ergaben keine signifikante Verbesserung der Gehirnleistungen.
Für Jung und Alt
Für Senioren ist das von großer Bedeutung, damit sie nicht vergessen, wo sie wohnen und wie sie den Weg vom Einkaufen nach Hause finden. Aber auch für die Suche nach Gegenständen und das richtige Einräumen. Dass mit dem Gedächtnis des älteren Menschen etwas nicht stimmt, merken Angehörige ja oft daran, dass Schuhe oder andere Dinge plötzlich im Kühlschrank stehen oder an ähnlichen Vorkommnissen. Weil sich die Gehirnleistung auch bei jungen Tieren deutlich verbessert hat, kann man sagen, dass man schon in jungen Jahren etwas dafür tun kann, damit das Gehirn mit zunehmendem Alter gesund und aktiv bleibt. Deshalb sollte man die Gabe von Magnesium L-Threonat in jedem Erwachsenenalter in Erwägung ziehen.
Hilfe bei Alzheimer und Demenz
Für Menschen mit beginnender Demenz oder einer Alzheimer-Erkrankung besteht Hoffnung, die Symptome mit MgT positiv zu beeinflussen. Bei Morbus Alzheimer gehen immer mehr Synapsen im Gehirn verloren und sie verlieren ihre Plastizität. Außerdem sammeln sich vermehrt Eiweiß-Ablagerungen, Plaques, an, die vom Körper nicht mehr abgebaut werden. Chinesische Forscher haben entdeckt, dass Magnesium-L-Threonat die ß-Amyloid-Plaques reduziert und vor einem Synapsenverlust schützt.
Dieser Effekt tauchte auch bei Tieren auf, die sich schon im Endstadium einer Alzheimer-Erkrankung befanden. MgT kann also die wichtigen Synapsen im Gehirn schützen und als therapeutisches Mittel auch beim Menschen eingesetzt werden. Einige Mediziner sagen bereits, MgT könne Krankheiten wie Alzheimer und Demenz sogar wieder umkehren.
Gegen Ängste und posttraumatische Störungen
Andere Studien ergaben zudem weitere überraschende Erkenntnisse: MgT erhöht nicht nur die Gedächtnisleistung, sondern hilft auch bei Ängsten und posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS). Traumatische Ereignisse und Umgebungen lösten dank MgT keine emotionalen Reaktionen und Ängste mehr aus. Es hilft anscheinend der präfrontalen Region des Gehirns, die Rückkehr alter Angstgedächtnisse zu blockieren. Weil die neuronale Plastizität im Hippocampus und im präfrontalen Kortex verbessert wird, soll es nach Ansicht der Wissenschaftler möglich sein, mit MgT als Nahrungsergänzungsmittel traumatische Erinnerungen zu dämpfen und PTBS, Angstzustände und Depressionen zu behandeln. Und durch den positiven Einfluss auf das Nervensystem lindert Magnesium zudem Unruhe und Schlafstörungen.